Der Ring (polnisch Rynek) ist ein mittelalterlicher Marktplatz in Nysa, welcher den Kern der Innenstadt bildet. Der Ring hat die Gestalt eines Rechtecks mit den Maßen 180 m mal 80 m und einer abgerundeten Ecke im Südwesten. Die historische Bebauung wurde Ende des Zweiten Weltkriegs weitestgehend zerstört. Der Großteil der Bebauung stammt aus den 1960er Jahren.
Lage
Der Ring bildet ein städtebauliches Ensemble mit der aus Norden führenden Ulica Wrocławska (Breslauer Straße), der südliche ausfallenden Ulica Bracka sowie dem nördlichen angrenzenden Kirchenvorplatz der Basilika St. Jakobus und Agnes.
Am Ring münden insgesamt acht Straßen ein: ul. Bolesława Krzywoustego (bis 1945 Berliner Straße), ul. Świętego Piotra (Peterstraße), ul. Bracka (Brüderstraße), Grzybowa (Pilzgasse), ul. Wyzwolenia (Neue Gasse), ul. Kupiecka (Kirchgasse), ul. Wrocławska (Breslauer Straße) und ul. Henryka Siemiradzkiego (Haferstraße).
Geschichte
Der Ring entstand nach der Gründung der Stadt Neisse nach flämischem Recht. Die Stadt erhielt einen annähernd quadratischen Fläche mit einem gitterförmigen Straßennetz und dem Ring im Zentrum. Über die südwestliche abgerundete Ecke des Rings verlief im Mittelalter der Handelsweg zwischen Breslau und Wien.
Bis März 1945 war die Stadt von Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg verschont geblieben. Am 24. März 1945 wurde die Stadt nach teils heftigen Artellierbeschuss von der Roten Armee eingenommen. Die Bebauung am Ring wurde hierbei weitestgehend zerstört. Lediglich einzelne Bauten und Fassaden, wie das Kämmereigebäude, blieben erhalten. Im Chaos der ersten Wochen nach Besetzung der Stadt durch sowjetische Truppen kam es zu Plünderungen und Brandstiftungen, wodurch weitere Bauten zerstört wurden. Das Kämmereigebäude wurde in Brand gesteckt und der Schaugiebel stürzte ein.
Nachdem die Stadt an die polnischen Behörden übergeben wurde, fanden direkt erste Sicherungsmaßnahmen an den erhaltenen Gebäuden und Ruinen statt. Unter dem damaligen Bauamtsleiter Stanislaw Kramarczyk wurden Kostenvoranschläge erarbeitet, damit eine Rekonstruktion der historischen Altstadt und der Bebauung am Ring ermöglicht werden konnte. Das Rathaus, das Kämmereigebäude sowie Bauten aus der Zeit des 16. bis zum 18. Jahrhunderts sollten rekonstruiert werden. 1950 erfolgte der Beschluss zum Wiederaufbau der Bauten am Ring. Durch fehlende finanzielle Mittel und Baustoffe konnte ein Wiederaufbau nur einzeln durchgeführt werden. Bereits 1949 begann der Wiederaufbau des Kämmereigebäudes in vereinfachter Form. Der Giebel wurde zum Teil rekonstruiert, die aufwändige Wandmalerei wurde nicht wiederhergestellt.
Ein Wiederaufbau erschwerte sich vor allem ab 1951, nachdem von der Zentralverwaltung in Warschau zwei Millionen Ziegelsteine allein aus Neisse angefordert wurden. Zahlreiche Ruinen wurden beseitigt und der Baustoff wurde nach Warschau verschickt. Trotz dessen konnten an der Südseite des Rings erste Bürgerhäuser wiederaufgebaut werden. Das Innere der Gebäude wurde modern erbaut, die Fassaden wurden teils original, teils historisch anlehnend wiederhergestellt. Bedingt durch fehlende finanzielle Mittel und einem Umdenken in der Stadtplanung wurde ein Wiederaufbau in historischen Formen nicht mehr möglich. Die restlichen Ruinen wurde bis Ende der 1950er Jahre beseitigt. Lediglich die Ruinen des Rathauses und des Rathausturms blieben noch bestehen.
In den 1960er wurden entlang des Ring moderne viergeschossige Wohn- und Geschäftshäuser im Zeichen der Sozialismus erbaut. Die historischen Grundrisse wurde dabei teils außeracht gelassen. In Flächen innerhalb des Rings blieben unbebaut und wurde parkähnlich angelegt. Die ehemalige Nordbebauung wurde ebenfalls nicht wiederaufgebaut, sodass die Kirche St. Jakobus und Agnes nunmehr den nördlichen Abschluss des Platzes bildet. Die Ruinen des Rathauses und des Rathausturms wurden 1966 gesprengt.
Mit einem Umdenken in der Stadtplanung begann man ab den 1990er mit ersten Versuchen zu Rekonstruktionen im Stadtgebiet. Zwischen 2006 und 2008 wurde der Rathausturm in modernen Formen wieder aufgebaut. Dieser beinhaltet neben Geschäften in den ersten drei Etagen eine Aussichtsplattform. 2011 erfolgte eine Rekonstruktion des Zierrats und des Figurenschmucks der Fassade des Kämmereigebäudes in Anlehnung an den Vorkriegszustand. Zwischen 2019 und 2021 wurde die Grünfläche westlich des Kämmereigebäudes bebaut. Hier entstand ein Einkaufszentrum unter Wahrung der historischen Stadtgrundrisse mit einer moderne Bebauung. Die Architektur lehnt sich an altstädtischen Formen an.
Historische Namen
Der Ring erhielt im Laufe der Geschichte unterschiedliche Bedeutungen und Namen, welche sich auf die ehemalige Nutzung des Bereichs bezogen.
- Paradeplatz (Westseite)
- Getreidemarkt (Nord-West-Seite)
- Fischmarkt (Nordseite)
- Buttermarkt (Ostseite)
- Naschmarkt (Süd-Ost-Seite)
Ereignisse
Der Oppelner Herzog Nikolaus II. von Oppeln wurde am 27. Juni 1497 auf dem Ring in Neisse enthauptet. An dieses Ereignis erinnert eine 1966 am Kämmereigebäude aufgebrachte Tafel.
Bauwerke
Abgegangene Bauwerke
Literatur
- Stanislaw Kramarczyk: Ś Zniszenie i odbudowa Nysy w latach 1945 do 1956, Nysa 1956, Muzeum Powiatow w Nysie.
- Historische Kommission für Schlesien (Hrsg.): Geschichte Schlesiens. Band 1: Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel, Winfried Irgang (Hrsg.): Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. 5., durchgesehene Auflage. Thorbecke, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 227, 229.
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 678–679.
- Lothar Biller: Neisse, Ottmachau und Patschkau. Die Städte am Mittellauf der Glatzer Neiße. Breslau 1932.
Weblinks
Einzelnachweise




