Wilhelm Leberecht Herbrig (* 15. Juli 1810 in Taubenheim an der Spree; † unbekannt) war das jüngste von 7 Kindern des Orgelbauers Christian Gottfried Herbrig. Vater und Sohn bauten ein- und zweimanualige Orgeln (mechanische Schleifladenorgeln) vor allem in Dorfkirchen zwischen Bautzen und Dresden, bestimmt insbesondere für Liturgie und Gottesdienst.
Leben
Von 20 Orgelwerken (Stand der Forschung August 2007) sind 9 im sächsischen Raum erhalten geblieben: in Altstadt bei Stolpen, Langenwolmsdorf, Dorf Wehlen, Papstdorf, Langenhennersdorf (früher in Helmsdorf), Markersbach, Eschdorf, Schmiedefeld und Großdrebnitz. Seine letzte Orgel baute Wilhelm Leberecht Herbrig 1861 für die Kirche in Kötzschenbroda. Dieses Instrument wurde 1884 nach Lohma, heute Teil von Nöbdenitz (Stadt Schmölln) in Thüringen umgesetzt, es ist noch erhalten, allerdings in einem desolaten Zustand. Es ist seit den 1980er-Jahren nicht mehr gespielt worden. Die Rettung dieser historischen Orgel ist eine besondere Aufgabe und Verpflichtung im Sinn des Denkmalschutzes.
Christian Gottfried Herbrig prägte zusammen mit seinem Sohn Wilhelm Leberecht eine charakteristische „Orgellandschaft“. Neben Neubauten haben die Herbrigs Wartungsarbeiten, Reparaturen und Umbauten an vielen Orgeln in der Lausitz und in der Sächsischen Schweiz vorgenommen.
Nach dem Tod seines Vaters ging Wilhelm Leberecht Herbrig nach Klein- und später nach Großdrebnitz. 1871 wanderte er mit Ehefrau, Tochter und Enkelsohn über Bremerhaven nach Amerika aus. Ihre Ankunft in New York ist urkundlich belegt. Sterbeort und -datum des Orgelbauers sind nicht bekannt.
Tochter und Enkelsohn sind auf St. John’s Lutheran Cemetery in Montgomery, Le Sueur, Minnesota beerdigt worden (1924 und 1962).
Der Enkelsohn Friedrich Alwin Herbrig hat nicht im Orgelbau gearbeitet. Die Tochter Ernestine Wilhelmine Herbrig hatte in Minnesota noch zwei Söhne (Halbbrüder des Friedrich Alwin) geboren, wovon der eine, Charles Edward Herbrig, ein bekannter Geigenbauer in St. Paul, Minnesota, wurde.
Werkliste
Fortsetzung der → Werkliste von Christian Gottfried Herbrig
Das Werkverzeichnis umfasst nur die völlig selbständigen Orgelneubauten Herbrigs. Große Umbauten an fremden Instrumenten, die dann einen Herbrig-Charakter erhielten, wurden nicht gezählt. Das Verzeichnis ist möglicherweise unvollständig.
Herbrig-Orgelstraße
Die Herbrig-Orgelstraße ist ein Projekt der Kulturwerkstatt Stolpen e. V. und der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Stolpener Land. Sie verbindet Orte im südöstlichen Sachsen in deren Kirchen kulturhistorisch wertvolle Orgeln aus der Werkstatt Herbrig (frühes 19. Jahrhundert) stehen. Die Orgelstraße wird vor allem für den Kulturtourismus errichtet und Schritt für Schritt ausgebaut. Außer kleinen und größeren Konzerten mit informativen Gesprächen, sollen einmal geführte Orgelreisen angeboten werden. Geplant sind CD-Einspielungen und die Schaffung von Hörbeispielen zur Klangdokumentation der einzelnen Instrumente.
Die Logos der Kulturwerkstatt Stolpen e.V. auf Informationstafeln, Plakaten, Faltblättern, Wegweisern, in Broschüren und Zeitschriften machen auf Standorte der Instrumente und Veranstaltungen an Herbrig-Orgeln aufmerksam.
Literatur
- Wolfram Hackel: Acta Organologica. Band 14. Merseburger 1980; persönliche Mitteilungen.
- Klaus Mann: Auf den Spuren der Herbrigs und ihrer Orgeln. In: Stolpner Hefte. Heft 12, Hrsg. Kulturwerkstatt Stolpen e. V., September 2006.
- Klaus Mann: Die Wilhelm-Leberecht-Herbrig-Orgel in der St.-Lorenz-Kirche zu Stolpen-Altstadt. Eine Dokumentation zur Geschichte und Restaurierung des Instruments. Druck: Siegfried Körner, Stolpen 2006.
- Klaus Mann: Die Rettung eines Kulturdenkmals in einer Dorfkirche. In: Sächsische Heimatblätter. Jg. 53, 1/07, S. 40–51. Verlag Klaus Gumnior. Dresden 2007.
- Klaus Mann: Das Ende der Werkstatt Herbrig – die letzten Lebenszeichen der Familie. Annex zum Heft 12 der Stolpner Hefte. Hg. Kulturwerkstatt Stolpen e.V. Druck: Siegfried Körner, Stolpen 2007.
- Klaus Mann: Die Orgelbauer Herbrig und die drei Gesichter ihrer Orgeln. In: Sächsische Heimatblätter. Jg. 55, 1/09, S. 21–27. Verlag Klaus Gumnior. Chemnitz 2009. ISSN 0486-8234.
Weblinks
- Herbrig-Orgeln
- Kulturwerkstatt Stolpen e. V.
- Wilhelm Leberecht Herbrig (Memento vom 23. Januar 2014 im Webarchiv archive.today) im Biographischen Lexikon der Oberlausitz
Einzelnachweise




